Wer oder was ist Texible?
Thomas: Wir sind ein Spin-Off der Universität Innsbruck mit dem Ziel, Forschungsergebnisse aus dem Smart Textiles-Bereich weiter in den Markt zu bringen.
Die Herausforderung ist, dass klassische Textilunternehmen ihren Fokus meist auf Mode legen – technische Textilien müssen aber komplett anders vermarktet werden und haben häufig einen höheren Beratungsaufwand. Deshalb ist es unser Ziel, Forschungsergebnisse und Prototypenideen zu verwerten und daraus eigene Produkte zu entwickeln. Unser eigenes Produkt Wisbi®, eine Betteinlage mit Nässeerkennung für Pflegebedürftige, ist so entstanden. Zudem betreiben wir viel Auftragsentwicklung, da wir unser Wissen und unser Netzwerk auch an andere Unternehmen vermitteln möchten.
Wie wichtig ist für euch die Kooperation mit Kunden?
Thomas: Vor allem bei der Auftragsentwicklung ist uns eine enge Abstimmung sehr wichtig, da sich viele Kunden in technischer Produktentwicklung nicht auskennen und eher das textile Wissen miteinbringen. Generell sehen wir es immer als wichtig an, Feedback von Endkund:innen einzuholen, z. B. über Prototypen, damit das finale Produkt auch auf die Endkund:innen abgestimmt ist. Die Entwicklung anhand einer Spezifikation ist recht einfach, die Alltagstauglichkeit für Endanwender:nnen ist eher die Herausforderung, z.B. die richtige Handhabung einer neuen Technologie.
Was ist die größte Herausforderung in eurer Arbeit?
Thomas: Jedes Kundenprojekt ist unterschiedlich und man startet bei jeder Entwicklung wieder bei Null, da es noch keinen Smart Textile-Standard in der Branche gibt und jedes Unternehmen eine eigene Herangehensweise hat. Zudem ist eine Lösung vielleicht für ein Produkt passend, für ein anderes Produkt aber wieder total unpassend. Daher ist jedes Projekt an und für sich eine Herausforderung, darin liegt aber auch der Reiz, da es sehr abwechslungsreich ist.
Was schätzt ihr an eurer Tätigkeit am meisten? Was macht euch Spaß?
Thomas: Smart Textiles ist sehr interdisziplinär – man muss von allem etwas Ahnung haben, wie z.B. Elektrotechnik, Textilien, Elektronik, IT, Kunststofftechnik, Prozesstechnik etc., um am Ende ein funktionelles Smart Textile-Produkt zu haben. Es ist deshalb auch sehr vielseitig und man lernt selbst viel Neues.
Wie wird sich die Smart Textile-Branche in den kommenden Jahren verändern?
Thomas: Wir sind davon überzeugt, dass es eine zukunftsträchtige Branche ist, allerdings ist die Zeitschiene das kritische Element – die Komplexität von Smart Textiles wird meist unterschätzt. Ich glaube, dass große Textilunternehmen smarte Textilien nicht so leicht in ihre bestehende Strukturen integrieren können und deshalb eher auf Start-ups zugehen.
Smart Textiles wird alle Lebensbereichen beeinflussen, da Textilien auch heute schon überall vorhanden sind, wie z. B. Teppiche, Heimtextilien, Kleidung und Arbeitsschutz. Die Integration von Funktionalität ist daher nur ein logischer und sinnvoller Schritt. Vom Stand der heutigen Technik werden die Smart Textile-Lösungen auch bezahlbar, sodass die Produkte vermarktbar werden.
Zudem braucht man Endanwender:innen, die sich auf die Produkte einlassen. Aber wir sind überzeugt, dass Usability, Funktionalität, Preis und Look schlussendlich entscheidend sind, um einen Mehrwert zu bieten.
Was war euer erster Eindruck von ADRESYS?
Thomas: „Boah, endlich eine technische Firma, die weiß, wie Produktentwicklung funktioniert“. Viele Textilunternehmen haben noch den Ansatz, dass sie ein gewisses Budget fixieren und damit muss die Entwicklung abgeschlossen sein. Mit diesem Budget sollte meistens auch Feldversuche etc. abgedeckt sein – das ist meist sehr utopisch. ADRESYS weiß, was ein Produktlebenszyklus ist, wie ein Pre-Launch funktioniert und man muss keine „Aufklärungsarbeit machen“. Texible ist daher die sinnvolle Ergänzung – ADRESYS hat technisches Know-how, Texible hat textiles Know-how und kann ein Textilnetzwerk vermitteln – daher auch der große Reiz einer Entwicklungspartnerschaft. Texible kann so einen Mehrwert für ADRESYS generieren.
Was macht ihr alles für uns?
Thomas: Alles Mögliche, was man im Textilbereich tun kann. Uns ist das Ausprobieren wichtig, der Kern eines jeden Entwicklungsprojektes. Wir haben viele Prozesse mitentwickelt, z. B. einen leitfähigen Kunststoff mitentwickelt, wie man Kontaktierungen leitfähig macht oder welche Elektroden sich eignen. Uns war es immer wichtig, dass unsere Prozesse auch für die Massenfertigung tauglich sind.
Was würdest du tun, wenn du nicht bei Texible arbeiten würdest?
Thomas: Mir hat das interdisziplinäre Arbeiten immer Spaß gemacht, d.h. ich würde wahrscheinlich etwas Ähnliches machen wie jetzt. Ich wäre wahrscheinlich weiterhin im Projektmanagement und würde mir komplexe Projekte raussuchen, die interessant und fordernd sind und immer etwas Neues mit sich bringen.
Letzte Worte?
Thomas: Ich wünsche euch und uns viel Erfolg!